Geografisch orientierte
vorgeschichtliche Zeitrechnung im westlichen mittelrheinischen Becken

Koblenzer geografisches Kolloquium 1992 - Uni Koblenz
Seminar für Geografie der EWH Rheinland Pfalz, Abtlg. Koblenz
Dr. Wolfgang Zäck, Mayen












Der Goloring
















Die Autobahn Koblenz - Trier (A 48) durchschneidet östlich von Ochtendung im Distrikt Gollenbusch ein Grabhügelfeld, das in einer Längserstreckung von nicht ganz einem Kilometer etwa 100 Grabhügel umfaßt. Im westlichen Teil greift die Verbreitung der Grabhügel nach Süden über. Es ist die Stelle, an der auch der sonst ost-westlich streichende Höhenzug einen Riedel (H 314,21) nach Süden aussendet, der das unter der Bevölkerung als Goloring bekannte Erdwerk trägt. Die Gräber reichen bis an dieses heran. Vermutlich reihten sie sich zu beiden Seiten einer vorgeschichtlichen Straße auf, die etwa an der Stelle der heutigen Autobahn verläuft.





Rekonstruktion des Golorings
Foto: Landesmedienzentrum Rheinland-Pfalz

















Das Erdwerk befindet sich heute im Bereich eines von der Bundeswehr genutzten nichtöffentlichen Geländes 1. Sein Erscheinungsbild entspricht im wesentlichen der Darstellung von Röder (I, 81), die sich auf Ausgrabungen durch das Rheinische Landesmuseum Bonn im Frühjahr 1939 stützt:

Die Anlage reicht über die sicher belegte Bronzezeit vermutlich bis in die Jungsteinzeit zurück.

Der Goloring besteht aus einem kreisrunden Graben von etwa 175 m Durchmesser, dem ein daraus aufgeworfener Außenwall von 190 m Durchmesser vorliegt. Im Innern befindet sich eine kreisrunde künstlich aufgeschüttete Erdplattform von ca. 1 bis 1,50 m Höhe über der normalen Oberfläche und von ca. 100 m Durchmesser. Der Wall besitzt heute noch eine höchste Höhe von ¾ Meter; der Graben reicht mit breiter Sohle bis in ca. 1 m Tiefe, gemessen an der früheren Oberfläche. Ursprünglich dürft der Wall eine Höhe von etwa 2 m besessen haben.

Wall und Graben besitzen drei Unterbrechungen: zwei schmale Durchgänge im Norden und Süden und eine breite, 40 m lange Unterbrechung von Wall und Graben im Südwesten. Der nördliche Wallkopf ist besonders mächtig und gut ausgebildet, während der südliche fast unmerklich, an der Stelle der südwestlichen Unterbrechung fast tangential, aus dem Gelände aufsteigt.

Der ideale Mittelpunkt von Wall und Graben und derjenige der Erdplattform liegen um 10 m auseinander. Mehrere Grabungen um den Mittelpunkt des Plateaus führten zu dem Ergebnis, daß hier ein Pfosten stand. Nach den Vermoderungsspuren hatte er eine Dicke von 40 bis 50 cm und eine daraus errechnete Höhe von 8 bis 12 m. Weitere Einzelheiten sind dem Aufsatz Röders zu entnehmen.

Für eine Verteidigungsanlage ist das Gelände in keiner Weise geeignet. Spuren sonstiger Befestigung des Walles durch Palisaden und dergleichen fehlen völlig. Die Art der Anlage selbst hat nicht fortifikatorischen Charakter, sondern eine kultische Bedeutung. Röder (I, 97) nimmt an, daß der Goloring als Heiligtum für die ganze Umgebung, ja für weite Teile des Maifeldes und des Neuwieder Beckens besondere Geltung besaß. Die allerstärksten formalen Übereinstimmungen bestehen mit den Henge-Denkmälern 2.

Gelegentlich begleitet ein Menhirkreis den inneren Grabenrand, oder es kommen komplizierte Innenbauten wie bei Stonehenge vor.

Der eingehegte Bezirk wird zum Weltbild, zu einem verkleinerten Abbild des bekannten Universums, zu einer Bühne für religiöse Handlungen. Durch die Sonnenbahn werden der Horizontkreis und das Weltenrund in markante Punkte unterteilt (s.o.). Diese Teilung greift auf die Hegung über. „Die solaren Beziehungen zu den Umgangsriten und der Vierteilung des Raumes sind so zahlreich über weite Teile der Erde hin belegt, daß wir sie getrost als ursprünglich ansehen können“ (Röder I, 104).

Meistens wird die Umhegung eines solchen Sakralraumes in wenig dauerhaftem Material ausgeführt worden sein. Andererseits hat die Umhegung des Platzes mit Mehnhirkreisen dem Hegungsgedanken dauerhafte Formen verliehen.

Bei Grabungen im Innern des Goloringes wurden auch römische Scherben gefunden, so daß die Sitte des Heiligtums oder doch zum mindesten seine Heilighaltung (und sein noch zu erläuternder Gebrauch) über eine weite vorgeschichtliche Epoche bis zum Anbruch neuer (römischer) Kulturformen sich erstreckte.

Die Gedanken, Vorstellungen und kultischen Hintergründe, die zur Herstellung solcher Rundheiligtümer führten, könnten wurzelhaft dem Brauchtum Impulse verliehen haben. Heute noch vollziehen sich in weiten Teilen der Erde, aber auch im volkskundlichen Bereich Europas, wichtige Versammlungen, volkstümliche Feste und Tänze in der Rundbewegung. In der überwiegenden Mehrzahl beginnen sakrale Umgänge im Osten und bewegen sich von links nach rechts über Süden, Westen, Norden im Sinne des Sonnenlaufs, wobei noch oft das Schwingen von Fackeln oder das Tragen von Lampen und Lichtern oder auch die Bezeichnung des Umganges selber (Sunwise in Schottischen) den solaren Charakter eindeutig hervorheben.

Röder (I, 117) sieht in den Maifestplätzen volkskundliche Relikte und Traditionen aus jener Zeit bis in unsere Tage. Diese Plätze besaßen einen Baum als Mittelpunkt, der von einem kreisrunden Graben mit Innenwall umgeben war in der Art, daß ein größerer umfriedeter Platz um den Baum zur Ausführung der Reigentänze frei blieb 3.

Wenn wir sehen, daß noch in den letzten Jahrhunderten in der Eifel ähnliche Plätze zur Abhaltung von Feiern des Jahresablaufs, insbesondere von Mai- und Pfingstfesten, hergerichtet wurden, so werden wir auch den Goloring mit solchem Brauchtum in Verbindung bringen dürfen (Röder I, 180). Dabei muß betont werden, daß diese Anlage als Austragungsort gerade von Jahreszeitenfesten eine Beziehung hat zum Zeitrechnungswesen der Vorzeit und daß sich möglicherweise das Brauchtum erst aus der Funktion entwickelt hat, die die Anlage in der (Sonnen-) Zeitmessung zu erfüllen hatte.

Hier scheint sich außerdem die Erinnerung an eine alte Gerichts- und Dingstätte erhalten zu haben, denn einer Volksüberlieferung zufolge soll auf dem Platze des Golorings der aus der Genovevalegende bekannte Übeltäter Golo verurteilt und von vier Ochsen zerrissen worden sein. Die Genovevasage spielt im Maifeld eine Rolle und rankt sich besonders um das nahe Fraukirch.


Die Dreitonnenkuppe

Die Henge-Denkmäler Englands weisen gelegentlich einen besonders großen Menhir im Innenraum auf, oder ein solcher steht außerhalb des Kreises in einiger Entfernung von diesem (Röder I, 108). Röder (II, 180) schreibt, daß der große „Kultpfosten“ im Zentrum des Golorings einen Ersatz für die in Westeuropa zahlreichen Menhire darstellt. Auch die britischen Menhirkreise leiten sich aus Holzkonstruktionen ab und wurden erst später durch die dauerhafteren Steinsetzungen ersetzt: (Krupp, 118).

Außerhalb des Goloringes kennt Röder keine weiteren Markierungen oder Setzungen, die in Beziehung zur Wallanlage stehen könnten. In der Tat sind auf der gesamten Hochfläche keine Menhire bekannt, mit einer Ausnahme: Gut 2,5 km südwestlich des Golorings steht unmittelbar an der alten Landstraße Koblenz - Kaisersesch - Trier ein rund zwei Meter hoher grob vierseitig zugehauener Basaltpfeiler mit jeweils ca. 60 cm Seitenlänge. Als oberen Abschluß zeigt der Stein die Gestalt einer flachen vierseitigen Pyramide.

Röder (II, 183 f.) definiert ihn eindeutig als Menhir, ohne ihn jedoch in irgendeinem Zusammenhang mit dem Goloring zu bringen, was allein schon aufgrund der ungefähr gleichen Zeitstellung beider Denkmäler doch naheliegen könnte.

Nach sorgfältigen Beobachtungen im Gelände und den folgenden theoretischen (rechnerischen) Überlegungen ist sogar eine absichtsvolle Beziehung zwischen Goloring und Menhir zu erkennen: Die oben erwähnte Hochfläche auf der Wasserscheide zwischen Nett und Mosel trägt auf ihrem westlichen Ausläufer einen großen Erdhügel mitten im Ackerland (H 324), über den der Pflug hinweggeht. Vor der Jahrhundertwende soll der Menhir, der jetzt am Fuße des Hügels steht, zusammen mit zwei kleineren Steinen auf dem Hügel 30 bis 40 m entfernt gestanden haben. Der Hügel selbst war höher und steiler geböscht und ist erst durch den Ackerbau - bis dahin blieb der Hügel unbebaut - verschleift worden (Schannat, 161; Röder II, 164). Er wird von der Trierer Landstraße, die hier eine gesichert römische fortsetzt (Hagen, 269), nördlich angeschnitten. Die Höhe gestattet einen weiten Rundblick über die Pellenz bis zu den Laacher Vulkanbergen und den Höhen des Westerwalds, über das Maifeld bis zum Hunsrück.

Der Name der Anhöhe „Die drei Tonnen“ bezieht sich in der Zahl 4 wahrscheinlich auf die drei Ortschaften Lehmen, Dieblich und Lonnig, die hier ihre Gerichtsstätte (des gemeinsamen Hochgerichtsbezirks) hatten (Schannat, 162; Seul, 35).

Das Wort „Tonne“, in den Besitzurkunden von 1335 „Tumbe“, von 1412 „Tombe“, von 1419 „Thunne“ und von 1545 „Tumb“ genannt, leitet sich nach Röder (II. 190) aus dem moselfränkischen „Thumb“ ab 5. Dieser Name könnte dem altsächsischen „Dom“ entsprechen, was „Gericht“, ursprünglich wohl „Gerichtsstätte“ bedeutet 6. Seit dem 14. Jahrhundert läßt sich die Dreitonnenkuppe als Gerichts- und Hinrichtungsstätte belegen. Auch die mündliche Überlieferung bestätigt dies: Heute noch, erzählt man, gingen dort die Geister der Hingerichteten um. Immerhin stellt sich mit dem Nachweis der Dreitonnenkuppe als Gerichtsstätte eine auffallende Parallele zum Goloring dar, der ja auch als solche gedient haben soll.

Da die räumliche Nähe und die gleichen naturgeographischen Voraussetzungen der Entwicklung zweier Orte mit übergreifender zentraler Einrichtung entgegenwirken, darf bei Goloring und Dreitonnenkuppe infolge gleicher Bedeutung als Gerichtsstätte auf eine gemeinsame Wurzel und ursprüngliche Zusammengehörigkeit beider Orte geschlossen werden.


Beispiel einer „Kalenderlinie“

Der Menhirstandort auf Dreitonnen ist mit H 317,6 auf der topographischen Karte 1:25000 eingetragen. Er liegt am südwestlichen Rand der Hochfläche (die sich etwa durch die 300 m Isohypse umgrenzen läßt). Ihm gegenüber auf der nordöstlichen Seite des Plateaus befindet sich der Goloring in einer Höhe von 320 m NN. Verbindet man beide Punkte durch eine Gerade miteinander, so erhält man das Abbild einer 2800 m langen fast horizontalen Visierlinie, die durch keine zwischenliegenden Oberflächenformen unterbrochen wird (s. Karte, S. 16).

Es spricht einiges dafür, daß Menhir und Goloring von ihren Erbauern in absichtsvolle Beziehung gesetzt wurden, daß nämlich in der Verlängerung der Fluchtlinie Goloring-Dreitonnen am Horizont ganz bestimmte Sonnenauf- und –untergänge angepeilt wurden, womit wichtige Zeitpunkte im Jahresablauf einer seßhaften Ackerbaukultur gekennzeichnet werden sollten.

Ähnlich wie die Visiersteine von Hoy in den Orkneys und Bass Rock vor dem Firth of Forth in der Nordsee (Thom, 59) besitzt auch der Dreitonnenmenhir eine flache Oberseite, aus der, wie bereits bei Röder beschrieben (s.o.), eine vierseitige Pyramide grob herausgearbeitet ist, gleichsam als sollte deren Spitze zur Unterstützung der Peilung (wie die Gewehrkimme) dienen. In der Ferne könnte sich die Visur auf den großen Holzpfosten im Innern des Golorings gerichtet haben, der über den Wall und möglichen Baumbestand gerichtet haben, der über den Wall und möglichen Baumbestand herausragte. Röder hält das Plateau jedoch bereits in vorgeschichtlicher Zeit für waldfrei (Röder II, 180).

Bisher wurde keine Erklärung für die südwestliche Unterbrechung des Walles gefunden. Vielleicht sollte diese den Blick freigeben in Richtung der südwestlichen Sonnenuntergänge. Der mehr als mannshohe Wall läuft beidseitig tangential aus und öffnet sich einer Peilung aus dem Innern der Anlage in Richtung auf den Horizontabschnitt, der die Dreitonnenkuppe umgibt. Letztere erhebt sich deutlich am Horizont über dem flachgewellten Relief der Hochfläche. Ihre geringe steilgeböschte Aufwölbung bietet sich als natürlicher Zielpunkt einer Visur an auch ohne Betonung durch einen aufgesetzten Menhir 7.

Die relativ große Entfernung von über 2 ½ km erklärt sich aus einer schwachen Eintalung zwischen beiden Beobachtungsstationen, so daß die Fluchtlinie, wenn man auf eine ganz bestimmte Himmelsrichtung Wert legt, erst und genau in diesen beiden Horizontpunkten auf der Geländeoberfläche aufsitzt.

Wie bereits angedeutet, gebrauchte man die Sonnenpeilanlagen oft in beiden Richtungen (Thom, 59 und 83). Entweder stand der Beobachter in der Wallanlage und blickte nach einer oder mehreren entfernten Visiermarken, und/oder umgekehrt, der Betrachter schaute über einen außerhalb stehenden Menhir in Richtung auf den Kreismittelpunkt.

Welchen Sinn hat nun die Verbindung beider Fluchtpunkte Goloring und Dreitonnenkuppe durch eine entsprechende Visierlinie? - Hat diese Linie eine Beziehung zum geographischen Raum oder zur ackerbauenden Wirtschaftsform?

Die Visierlinie schließt mit der Ost-West-Richtung einen Winkel von 31 ° ein. Sie weist in nordöstlicher Richtung auf bestimmte Sonnenaufgänge während des Sommerhalbjahres. In südwestlicher Richtung peilt sie bestimmte Sonnenuntergänge während des Winterhalbjahres an.

Im einzelnen gilt: Die Sonne bewegt sich für den irdischen Beobachter innerhalb eines Jahres scheinbar auf einem Großkreis, der Ekliptik. Vom Wintersolstitium am 22.12. bis zum Sommersolstitium am 21.6. wächst die Deklination der Sonne von –23° 27', dem kleinsten Wert, bis = + 23° 27', dem größten Wert. Vom 21.6. bis 22.12. verläuft die scheinbare Schraubenbahn dagegen absteigend.

Am 21.3. und 23.9. ist = 0, die Sonne kreuzt den Himmelsäquator. Sie geht dann genau im Osten auf und im Westen unter.

Bis zur Sommersonnenwende wächst für die geographische Breite des Golorings (=50,3°) die nördliche Morgenweite, d. i. die sphärische Entfernung zwischen Aufgangspunkt und Ostpunkt, auf 38,6 ° an. Gleiches gilt in entsprechender Weise für die Abendweite. - Während die Sonne im Winterhalbjahr über die Äquinoktien hinweg absteigt, wiederholen sich ihre Deklinationswerte bis hin zur Wintersonnenwende am 22.12., wenn die südliche Morgenweite bzw. Abendweite 38,6 ° beträgt.

Eine nördliche Morgenweite von 31 ° läßt sich rechnerisch dem 17. Mai (aufsteigend) und 28. Juli (absteigend) zuordnen. In einer praktischen Beobachtung bestätigte sich, daß man dann von der Dreitonnenkuppe aus die Sonne im Zentrum des Golorings aufgehen sieht 8.

In umgekehrter Richtung weist die Fluchtlinie am südwestlichen Horizont auf die Sonnenuntergänge des 19. November und des 25. Januar (±2 Tage; siehe Fußnote).

Die Himmelsrichtung dieser „Kalenderlinie“ fand und findet ihre Parallelen bzw. Vorbilder in englischen Anlagen. Neben den Megalithkultstätten, die wie Stonehenge astronomischem Interesse galten, indem sie den jährlichen Sonnenlauf von einer Sommer- oder Wintersonnenwende bis zur nächsten verfolgten, scheinen andere Anlagen mehr nach agronomischen Bedürfnissen ausgerichtet zu sein, da sie den Jahreskreis der Vegetation, der im Mai beginnt, anzeigen. Ihre Kalenderlinie unterteilte das Jahr in vier Jahreszeiten, aus denen der vorzeitliche Sonnenkalender in ungleichlangen Zeiträumen bestand. Die Horizontberührungspunkte der Sonne gaben das Signal für eine neues Wirtschaftsquartal und auch für Feste, die bei seßhaften Stämmen Aussaat und Ernte begleiteten und sich in Traditionen bis auf den heutigen Tag erhalten haben (Rohr, 11; Goudsmit, 55).

Die Termine für die altüberlieferten Jahreszeitenfeste wurden in unser Zeitrechnungswesen übernommen. Auch das Eifeler Festbrauchtum hat sich über den Sonnenkalender hinaus bis in unsere Tage erhalten. Es bestätigt damit die Existenz der Kalenderlinie und die Jahresvierteilung durch dieselbe.


Karte: Goloring und Dreitonnenkuppe - Fotokopie des Originals mit Einzeichnungen vorzeitkalender.de

















  1. Innerhalb des eingezäunten Geländes, von Laubgebüsch verdeckt, befinden sich eine schmale Asphaltstraße und mehrere niedrige Zweckbauten, die das Erdwerk beschädigt haben (anl. einer Ortsbegehung im Herbst 1984).

  2. Die nächsten Analogien zum Goloring bilden die Heiligtümer von Avebury, Woodhenge, Durrington-Walls (alle drei Wiltshire), Abor Low (Derbyshire), die Stripple Stones (Cornwall), Maumbury-Rings (Dorset), Knowlton-Circles (Dorset), Highworth-Circles (Wiltshire) ... usw. (s. Röder I, 99). Zweifellos verwandt sind Anlagen wie der Plattenring von Mykene, die Kreisgrabenmonumente der sogenannten Mound-Kultur im Südosten Nordamerikas, der sogenannte elliptische Tempel von Simbabwe oder der große „Himmelsaltar“ in Peking (Röder I, 109).

  3. Solche heute zerstörte Maifestplätze lagen bei Fraukirch (Thür) und bei Nanheim. Letzterer trug auch den Namen „Reitbahn“, und dem gleichen Namen begegnen wir bei einer ähnlichen Anlage im Hambucher Wald bei H 398,1. - Bei Gelegenheit der Maifeste wurden früher oft Reiterspiele veranstaltet. - Ein solcher Festplatz wurde noch 1885 auf einer moselumflossenen Hochfläche in der Gemarkung Kaimt angelegt (Röder I, 118).

  4. Drei Klosterfrauen des benachbarten ehemaligen Lonniger Klosters - so erzählt eine Sage - haben den Hügel in ihren Schürzen als Buße für ihren Ungehorsam zusammentragen müssen.

  5. Graf Heinrich zu Virneburg verpfändete im Jahre 1335 seine Gerichte und Rechte „zu Monster Meynefeld, zu Tumbe Loniche, und uff Bouenheymer Berge“ dem Erzbischof Balduin von Trier 1000 Pfund Heller (Günther III, 334). Diese Verpfändung wird 1412 wieder gelöst mit 2000 Gulden (Günther IV, 154), dann aber wieder erneuert 1419 für 6000 Gulden (Günther IV, 212 (und endlich 1545 mit den Lehen der Pellenz vom Kurfürsten von der Falz dem Kurfürsten von Trier zurückgestellt (Günther V, 286). In einem Weistum des Jahres 1488 werden alle aufgefordert, „die in dem Hohen Gericht von Lonnich gesessen sind in den vorg. dryen Dorffern Lemen, Diebelich und Lonnich, die sich der Zimmeraxen gebrauchen und Loen damit verdienen dieselbe sollen den Galgen machen“ (Günther IV. 694).

  6. Seul (36) leitet den Namen unter Berufung auf Grimms Rechtsaltertümer von „Dun“ (Berg, Hügel) ab. Steinhausen (196) hingegen dachte an eine Namensableitung von Tumulus oder Tumba unter Hinweis auf mögliche römerzeitliche Grabhügel auf Dreitonnen. Bisher wurden jedoch noch keine römischen Grabanlagen auf der Kuppe entdeckt. - Auch waren Menhire keine Grabmäler, wenn auch später zu ihren Füßen gelegentlich Tote bestattet wurden (Daniel, 87), und erst in fränkischer Zeit hat man um sie herum Friedhöfe angelegt (Faas, 6).

  7. Der Goloring liegt heute in einem Waldgelände, das eine Visur vom Zentrum der Anlage aus nicht mehr zuläßt. Einige 100 m südwestlich, auf der Höhe der Achterspannerhöfe, jedoch erblickt man in der Ferne die markante Silhouette der Dreitonnenkuppe und zu ihren Füßen „punktförmig“ den Menhir.

  8. Aus der Gleichung: sin = cos a . cos (mit a = 59° bzw. 239°, Azimut des Auf- bzw. Untergangspunktes) errechnet sich ein Deklinationswert =±19,2° (Groschopf, 77). Diesen Wert erreicht die Sonne nach Tabelle (z.B. Rohr, 208) am 17. Mai und 28. Juli.

    Da nicht sicher ist, ob die Peilung ehemals dem Mittelpunkt oder dem Rand der Sonnenscheibe galt (Krupp, 125), soll eine Fehlertoleranz von 0,5° berücksichtigt werden. Das entspricht dem Durchmesser der Sonnenscheibe oder einer Verschiebung der Visiermarken um 30 m nach links oder rechts, da der exakte Standort sowieso nicht mehr rekonstruierbar ist. Diese Fehlergrenze bedeutet dann eine Verschiebung des Datums um zwei Tage.













Literatur

DANIEL, G.: Megalithische Monumente. In: Spektrum der Wissenschaft. Juli 1980. S. 78.

FAAS, F. J.: Historische Bauten und Kunstdenkmäler des Kreises Bitburg-Prüm. Trier 1978.

GOUDSMIT, S. A.: Die Zeit. New York 1970.

GROSCHOPF, G.: Kugelgeometrie. Stuttgart 1983.

GÜNTHER, W.: Codex diplomaticus III, IV, V. 1824.

HAGEN, J.: Römerstraßen der Rheinprovinz. Bonn 1931.

KRUPP, E.C.: In search of ancient astronomies, New York 1977.

RÖDER, J.: I. Der Goloring. Bonner Jahrbuch. Heft 148. Düsseldorf 1948.

RÖDER, R. J.: II. Rechts- und volkskundliche Denkmäler aus dem Neuwieder Becken. Rheinische Vierteljahresblätter. Jahrgang 13, 1948.

ROHR, R. J.: Die Sonnenuhr. München 1982.

SCHANNAT, J. F.: und BÄRSCH, G.: Eiflia Illustrata. 1852.

SEUL, J. P.: Das Maifeld und die Kirche zu Lonnig. Programm der Herbst-Schulprüfung. Koblenz 1840.

STEINHAUSEN, J.: Rheinische Vierteljahresblätter. 3, 1933. S. 196.

THOM, F. C.: Geometrie und Astronomie in der Jungsteinzeit. München 1980.













Uni Koblenz - Koblenzer geografisches Colloquium 1992
Seminar für Geografie der EWH Rheinland Pfalz, Abtl. Koblenz
Dr. Wolfgang Zäck, Mayen

Scanwork Oktober 2004












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