Römerstraßen
um Billig Im Heimatkalender von 1975 steht ein interessanter Artikel von Alfred Wolber, Köln über Römerstraßen im Kreise Euskirchen. Er ist sehr umfangreich und betrifft das ganze Kreisgebiet. Im Folgenden eine kurze Zusammenfassung der Inhalte, die unsere nähere Umgebung, insbesondere das römische Straßendorf Belgica Vicus in der ehemaligen Gemeinde Kreuzweingarten-Rheder gelegen, betrifft. Die Informationen dieses Aufsatzes beziehen sich hauptsächlich auf die genannte Quelle.
Kreuzweingarten lag also nur an
der Römerstraße von Nettersheim nach Köln, die
etwa im Bereich des Euskirchener Stadtwaldes die bedeutendere
Strecke von Marmagen nach Bonn kreuzte. In Kreuzweingarten verlief
sie entlang des Burgbergs, etwa auf der heutigen Trasse der
Bahnstrecke. (siehe Karte unter Punkt C) Neben Köln, Bonn, Trier und Zülpich gab es noch einige weitere zentrale römische Orte in unserer Gegend, die einerseits bewohnte Ortschaften, andererseits nur kleine Ansiedlungen waren, die zufällig an einer bedeutenden Römerstraße lagen und mehr oder minder die Funktion einer Postkutschenstation besaßen. Bedeutende frühere Orte waren Bitburg (Beda), Oos (Ausava), Jünkerath (Icorigium) und Marmagen (Marcomagus). Zum Schutz der Straßen gab es Benefiziar(ier)stationen im Abstand von jeweils einer Tagesreise untereinander. Zu ihnen zählen Nettersheim, Zülpich, Jünkerath, Rheder, Lechenich. Diese Benefiziar(ier)stationen konnten größeren Orten aber auch kleinen Straßensiedlungen zugeordnet sein. Bei Wolber erhalten wir eine
Aus der Eifel kommend gelangt die Römerstraße nach Wachendorf. Von hier ab liegt sie östlich der Landstraße nach Billig. Hier ist der Straßendamm der Römerstraße auf einer Länge von 1 km sichtbar. Er ist fast 2 m hoch und seine Kronenbreite beträgt 6 m. Nordöstlich des Broicherhofes überquert die römische Straße den Römerkanal. Östlich am heutigen Billig vorbeiführend gelangte die Straße nach Belgica.
Belgica liegt auf der Flur Auf'm Kaiserstein zwischen Billig und Rheder, südwestlich der Straße, welche von Billig zur Bundesstraße B 51 führt. Dort befinden sich die heute wieder überdeckten Ausgrabungen des römischen Marktortes. Das Straßendorf ist im Antoninischen Itinerar als Belgica Vicus verzeichnet. Auf der Peutingerschen Karte fehlt Belgica. Der Name Belgica lebt heute im Ortsnamen des Dorfes Billig fort. Im Auftrage der preußischen Landesregierung wurden in den Jahren 1874, 1875 und 1879 hier Grabungen durchgeführt. Dabei wurde die Römerstraße einen Meter unter der Oberfläche zwischen den Häuserfundamenten angeschnitten. Sie war hier 9 m breit.
Die deutlich erkennbare, oben abgerundete Steindecke war 5,50 m breit. Die Straße durchzieht den ganzen Ort von Südwesten nach Nordosten in einer Breite von 13 m. Die Römerstraße wurde in einer Länge von 350 m freigelegt. In diese Straße mündet eine von Westen kommende Straße ein. Es ist die Verbindungsstraße Zülpich - Billig. Sie wurde auf 75 m Länge freigelegt. Sie ist gepflastert und 8 m breit. Wo diese Straßen sich treffen, legte man folgendes Straßenprofil frei: Über dem gewachsenen Boden lag eine 15 cm dicke Sandlage. Diese wurde von einer 6 cm starken Kiesschicht, aus 2-3 cm dicken Steinen, überlagert. Die Packlage war oben gewölbt. Sie wurde von 5 10 cm großen breiten hochkant gestellten Steinen gebildet. Von Norden mündete eine weitere Straße in Belgica ein.
Die Ausgrabungen ergaben, daß sich zu beiden Seiten der drei römischen Straßen Belgicas die Häuserfundamente befanden. Diese zeigten in ihren Fronten wiederholt schmale Vorräume, die wahrscheinlich als Verkaufsläden anzusehen sind. Die durchgängig geringe Stärke und wenig tiefe Fundamentierung der Mauern bei etwa 30 freigelegten Häusern scheint auf einstöckige Häuser mit Holzaufbauten hinzuweisen. Die einzelnen Häuser sind etwa 20 m lang und 10 m breit. Der Typ dieser Häuser deutet die Möglichkeit an, daß hier früher auch ein militärischer Grenz- oder Zollposten war. In Belgica wurden zahlreiche Grab- und Kleinfunde gemacht. Weihesteine traten ebenfalls zu Tage. Beachtenswert ist eine Anzahl von römischen Waffenfunden aus Belgica, wie z. B. eiserne Lanzen, Pfeilspitzen sowie Teile von Soldatenausrüstungen.
Die Römerstraße verläuft von Belgica weiter in nordöstlicher Richtung über Höhe 196,0 (Kreuzung der Landstraße Billig - Stotzheim mit der Bundesstraße B 51) zwischen dem Ortholze (Euskirchener Stadtwald) und der Erft westlich an Roitzheim vorbei in Richtung Kuchenheim ... 1) .. nach Alfred Wolber a.a.O.
Die Geschichte der Römerstraßen ist teilweise entschlüsselt, teilweise liegen noch einige Teilbereiche im Dunkeln. Oftmals ist man innerhalb von Ortschaften auf Teile von Römerstraßen gestoßen und weiß von ebensolchen Römerstraßen im Nachbarort. Der genaue Verlauf zwischen diesen Orten ist dann nicht weiter untersucht worden. Einige Aufschlüsse erhielt man in den 70er und 80er Jahren durch Luftprospektionen. Der gesamte Themenbereich ist sehr umfangreich und dürfte sich noch mehrmals aktualisieren. Quellen: *)
Nachbemerkung: Editionen Mai und
Juli 2003 - H.K. |