Vorzeituntersuchungen bei Queckenberg
Eine Standortanalyse mittels Azimutwertberechnungen und Google-Earth

Anläßlich einer vorzeitlichen Untersuchung 1) fand sich südlich des Ortes Queckenberg die Flurbezeichnung Galgenrott. An solchen Namensgebungen läßt sich eine ehemalige Kultstätte vermuten, die solaren, religiösen oder volkskundlichen Ursprungs sein kann 2). Wenn auch diese Stätten nicht einem Kalenderzweck gedient haben, so finden sich in ihrer Nähe jedoch Hügelkuppen, Wegeausrichtungen oder Flurverläufe auf markanten Kalenderlinien. Auch sind dort vorzeitliche Kultstätten, Grabenwerke, Kapellen, Kirchen usw. angesiedelt. Sowohl bei Queckenberg als beim Goloringkalender und dem Kalendersystem um den Kreuzweingartener Ringwall liegen die Kultstätten in Höhen von etwa 270 bis 370 müNN. Eine Auswertung der Kultstätten um Queckenberg scheint lohnenswert.

Zunächst zwei Karten auf topografischer Basis.


Queckenberg mit Einzeichnung Flur Höhlen, Alte Höhle 3) und Galgenrott 2) (334müNN)
Oben Höhenlinie 270 m, unten Höhenlinie 300 m

Eine erste Auswertung ergab, daß sich südlich von Queckenberg mehrere Flurausrichtungen auf Kalenderlinien und 2 Kultstätten befinden. Am südöstlich gelegenem „Stuppenkreuz“ verlaufen 5 Wege aufeinander zu, von denen 3 auf Hauptkalenderlinien (von links nach rechts verlaufend) liegen.

  1. Südöstlich vom Stuppenkreuz weg verläuft die Linie zum 11.11. (Martinstag)

  2. Von Nordwestlich zum Stuppenkreuz hin verläuft aus Richtung Queckenberg die Linie zum 1.11.(Samhain, Halloween)

  3. Von Südwesten zum Stuppenkreuz hin verläuft die Sommersonnenwendlinie (Aufgang) SSW

  4. Etwa 460 m südwestlich vom Stuppenkreuz findet sich auf Höhe 296 müNN ein Kreisabdruck, der an einer weiter Wintersonnenwendlinie (Aufgang) WSW 22.12. verläuft.

  5. Etwa 200 m südlich des Kreisabdruckes findet sich ein Flurverlauf und Wirtschaftsweg an der Martinstaglinie 11.11.



Kalenderlinien und Kultstätten bei Queckenberg 6)


Zwischen Madbachstraße und Eichener Weg befindet sich ein Grundstück mit kreisförmigem Abdruck, welches ebenso mehrere Kalendermerkmale aufweist. Weiterhin markant und hier im Zusammenhang nicht untersucht der südlich hiervon verlaufende halbbogenförmige Wirtschaftsweg.




50°35'25.60"N 6°53'36.56"E mit eingezeichnetem Kreisabdruck - Eine Parallele zur Stonehengekultur?

1 = Halloween-(Samhain)-Linie 1.11.

2 = Sommersonnenwendlinie 22.6.

3 = Wintersonnenwende 22.12.

(4) Hier nicht mehr eingezeichnet: Eine erst später entdeckte Linie, die auf den Sophientag 15.5. hindeutet.

Anmerkungen

  1. Zum Anlaß der Untersuchungen: In der Nähe von Rheinbach liegen die Ortschaften Loch und Queckenberg. Aus einigen Kreisen der Nibelungenforschern wird ein Zusammenhang von Loch zur Nibelungensage vermutet: „Sancte ze Loche in (den) R(h)ein”! (Patzwald a.a.O.) 3)

  2. Der Goloring - Ein eisenzeitliches Heiligtum vom Henge-Charakter im Koberner Wald (Landkreis Koblenz). Von Josef Röder, Bonner Jahrbücher 1948, S 81 - 132

  3. Heinz Ritter erwähnt eine Höhle, in der der Schatz der Nibelungen verborgen sei, die er jedoch im Sauerland vermutet.

  4. Weistümer unserer Heimat, 1. Folge, Amt Hardt, Kuchenheim, Stotzheim - Arloff (Kirspenich, Weingarten, Rheder). - Hofweistum Weingarten, - Herrschaft Zievel (Lessenich, Rissdorf), Nach archivalischen Quellen herausgegeben und ortsgeschichtlich erläutert von Nikola Reinartz, Pfarrer; das Wort Rein selbst gilt in der Gegend von Kirchheim/Flamersheim, einem der damaligen Königshöfe auch für Ackergrenze. Bei Reinartz fanden sich einige Passagen bezüglich der Bedeutung der Worte Rein und Hunne im fränkischen Sprachgebrauch: Unter III. Stotzheim, die erste Acht des Weistums Stotzheim von 1622 heißt es: „In der ersten Acht rügt der Schöffe allen Ueberbau, Ueberehren, Uebersticken (=Überstecken einen Zaun) und Ueberpfählen (B: Ueberzäunen, alle unrechte Rein und Stein)...“ In der Anmerkung Nr. 18 wird ebenso ein Aufschluß über den fränkischen Gebrauch des Wortes Hunne geliefert: „Der Hon oder Hunne in fränkischer Zeit der Vorsteher einer Hundertschaft (von Familien): später niederer Gemeindebeamte wie Flurschütz (Feldhohn); daneben auch Kirchhohn = Sendschöffe. Sinn wohl: der Hon soll die Gänsehaltung auferlegen bis zur Ablieferung der Steuer im Herbst.“ Im weitesten Sinne ist also ein Hon oder Hunne ein Steuereintreiber oder zumindest jemand, der das Sagen hat. Die Gegend um das Königsgut Flamersheim (Flameresheim) (ursprünglich Hockeburg 5)/ Kirchheim) läßt sich also sprachlich und mythologisch als fränkisch-germanischer Sagenraum ansehen, der seine sozialen Strukturen etwa 1000 Jahre erhielt. Patzwald 1) stellt die Frage, ob mit Worms nicht das unweit gelegene Wormersdorf bei Rheinbach gemeint ist. Daß ein Hon im weitesten Sinne ein Steuereintreiber oder Stammesbeauftragter ist, der womöglich entgegen germanischen Bräuchen handelt, läßt ihn durchaus als unliebsamen Hunnen vermuten, gegen die die kühnen Recken (hier: Dorfbewohner - in die Schlacht zogen. Weitere Quelle: Florian Müller, Internet: „Der Name bedeutet keineswegs Hunne oder Riese, sondern stammt von dem Begriff huno, dem Grafen und Vorsteher einer Hundertschaft (hundreda), der als Verwaltungsbeamter und gleichzeitig militärischer Befehlshaber fungierte. Ein Hünengrab ist also das Grab eines huno, eines Großen, Hohen, Vornehmen. Die landläufige Redensart: "Hier liegt der Hund begraben" lautet richtig: "Hier liegt der Hun (Hüne) begraben".“

  5. Kirchheim - Erkundliches, Geschichtliches, Soziales und Kulturelles von Wilhelm Heck: Noch in den 20 bis 50er Jahren galt Kirchheim als der Ort, an dem sich die meisten ursprünglichen rheinischen Bräuche erhalten haben. (Wilhelm Heck: Erdkundliches, Geschichtliches, Soziales und Kulturelles)

  6. Die Wirtschaftswegverläufe entlang einiger Höhenlinien weisen auf einige markante vor(eis-)zeitliche Gletscher-, Meeres-, Fluß- oder Erosionsverläufe und werden im Rahmen dieser Betrachtungen nicht untersucht.

Dem Verfasser fehlen Zeit, Mittel und Ortskenntnis, die Analysen der Kultstätten um Queckenberg und Loch weiter auszudehnen. Die Queckenberganalysen wurden im Zusammenhang mit dem Bäuerlichen Vorzeitkalender rund um den Kreuzweingartener Ringwall durchgeführt. Die dargestellten Inhalte müssen nicht unbedingt vollständig oder richtig sein; sie bieten nur eine von mehreren Interpretationsformen an.

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