Vorzeitlicher
Ort Odesheim
Dieser Beitrag hat
drei Anlässe:
Einmal gibt es
einige Flur- und Straßennamen, die auf eine frühe
Geschichte deuten. Die Straßen Zum Steinberg
und Zum Zwergberg deuten auf Steinbruch bzw. Bergbau
und Walesiefen auf (wallan, walli=germ. Sieden, Sprudeln;
sif=goth. Sickern) im langsam abfließenden Gewässer in
einem (schmalen)(Seiten)Tal, bzw. feuchtes Tal. Es gibt zwei
Ansichten, die das Wort Odesheim erklären; einmal gilt Odo
stehend für Besitz oder Gut, zum andern gibt es Odin, der
Hauptgott der germanischen Mythologie. Mit der Christianisierung
wurden Odin oder Wotan durch den Hl. Erzengel Michael ersetzt,
der in der Eifel zahlreich verehrt wird. Aufgrund der Endsilbe
heim bei Odesheim ist von einer Besiedlung zur Zeit der
Franken auszugehen. 1) Möglicherweise, wie unter
Punkt 3 erklärt, geschah die Urbarmachung des Landes um
Odesheim und die Besiedlung germanischerseits an einigen bereits
bestehenden vorzeitlichen Wegen, die kalendermäßig
angelegt waren.
In dem Artikel
zum Lüfthildiskult von Schw. Magd. Frank, Rheinbach 2)
heißt es: Das bedeutendste Ausstrahlungsgebiet des
Lüfthildiskultes ist das Ahrgebiet. Hier finden sich
Lüfthildiskapellen und darstellungen in Staffel,
Odesheim, Döttingen, Altenahr und Sinzig. Nachweislich ist
der Lüfthildiskult aber weit über die Ahr hinaus
verbreitet gewesen. [...] In der Lüfthildiskapelle des 18.
Jahrhunderts zu Odesheim in der Pfarrei Mutscheid (P. Clemen,
Kunstdenkmäler) 3) erscheint die Heilige mit dem
dortigen Kapellenmodell. Hier und in Staffel dürfte es sich
um das Patronatszeichen handeln. Als das besondere Attribut
der Lüfthildisdarstellung gilt die Kapelle, welche die
Heilige im Arm trägt. Sie zeigt die kleine Kirche den
Gläubigen und wird so als Überbringerin einer
Botschaft. In wieweit sie dadurch eine Anleitung oder eine
Empfehlung zum Bau einer Kirche gibt, oder es sich um die
Darlegung ihrer Grabstätte handelt, bleibt dem Betrachter
überlassen. Als Zeichen trägt sie eine Spindel, mit der
sie oft geheilt haben soll. Wer die Heilige anrief, dem half sie
bei Gicht, aber auch bei Kopf- und Ohrenleiden. Es gibt Zeugnisse
über Heilungen von Aachen (erwähnt ist Karl der Große),
Bonn, Mainz und Trier. Lüfthildis soll im 9. Jahrhundert
gelebt haben. Im 16. Jahrhundert gab es eine Erneuerung des
Lüfthildiskultes. Aus dieser Zeit dürften die kleinen
Lüftildiskirchen und -kapellen im Raume Rheinbach bzw. der
Ahr anzusiedeln sein, die den Namen ihrer Stifterin tragen. Die
Odesheimer Kapelle stammt aus dem 18. Jahrhundert. In St. Petrus
zu Lüftelberg fand Lüfthildis ihre letzte Ruhestätte.
Eine kurze
Betrachtung ergab, daß fast alle Straßen,
Flurverläufe und Wege in und bei Odesheim auf den bereits
mehrfach in diesen Seiten beschriebenen Kalenderlinien verlaufen.
An den Schnittpunkten dieser Linien lassen sich Kultstätten
vermuten. Diese haben mitunter ihren Ursprung, der bis in die
jüngere Steinzeit zurückgeht. Leider gibt es jedoch
hier keine konkreten Anhaltspunkte, da auch die Römer und
Frühgermanen sich der Sonnenbeobachtung bedienten und die
vorzeitlichen Vorgängerplätze übernahmen.
Gerichtsorte, Pranger, Verkündsteine, Reitbahnen,
Galgenringe, Galgenplätze usw. können an solchen alten
Standorten angelegt sein und ihre Tradition kann sich bis ins 17.
Jahrhundert gehalten haben. Standorte für Osterfeuer,
Martinsfeuer, Sonnenwendfeuer, Festplätze, Dorfbrunnen,
Kirchen befinden sich also mitunter auf ehemaligen Kultstätten,
die sich nach verschiedenen Gesichtspunkten betrachten lassen.
a) Bäuerlicher Kalenderzweck = der ursprüngliche
Zweck einer Anlage von Kalendermarkierungen b) Solarer Zweck
= Beobachtung von Sonnenereignissen c) Astronomische Nutzung
= ganzjährige Beobachtungen d) Nutzung zu Kultzwecken =
Versammlungs- und Vergnügungsstätten d1) z.B.
Martinsfeuer und Osterfeuer, Sonnenwendfeuer d2) aber auch
anrüchiger Art, sowie Galgen- und Gerichtstätte e)
Betrachtung von Mondereignissen f) letztlich okkulte Zwecke =
Mißbrauch des Steinkultes, barbarische Brauchtümer.
|

|
Abb. 1
Google-Earth-Karte Odesheim
|
|
|
|
|
Besonderheiten
der Odesheimer Straßen- und Flurverläufe
Fast alle Straßen
von Odesheim liegen also auf Kalenderlinien und es mutet dem
Analytiker, als habe jemand mit einem Reißbrettstift und
einer Kalenderschablone das Straßennetz in und um Odesheim
angelegt. Aufgrund der Kalenderausrichtung der Straßen läßt
sich in Odesheim also ein germanisches oder vorzeitliches Zentrum
vermuten.
Markant sind
die genauen West-Ost-Ausrichtungen an der Lüfthildisstraße
und vom Zum Steinberg, die beide im 90 Grad-Winkel an
der Odinstraße abgehen. Dort befindet sich zum einen die
Lüfthildiskapelle und zum anderen ein Wegekreuz.
Bis auf die
Allerheiligen- (Samhain-)Linie (1.11.) sind alle wichtigen
Kalenderlinien, die die wichtigen Sonnenaufgänge zu
besonderen Kalenderdaten markieren, in Odesheim vertreten. An
verschiedenen Schnittpunkten einiger Kalenderlinien läßt
sich anhand der Bebauung, Flur- und Straßenverläufe
eine ehemalige Kultstätte annehmen. An vier solcher
Schnittstellen stehen heute 3 Wegekreuze und die genannte
Lüfthildiskapelle. In wieweit in früheren Zeiten
Menhire, Pfosten, Steinkreise oder kleine Kreisanlagen zur
Bestimmung von Jahreszeit oder Monatsbeginn dort gestanden haben,
läßt sich in Odesheim genausowenig wie an anderen
Standorten der Eifel feststellen.
Ein gedachter
Mittelpunkt liegt im Kreuzungspunkt eines Anwesens bei
50°29'16.33"N und 6°52'37.94"E. Hier kreuzen
sich Tangenten einiger Kalenderlinien, wie sich dies in der
Abbildung ergibt. Die mittlere der drei hellblauen Markierungen
liegt im Schnittpunkt weiterer Meridiane. Die dortige dünn
rot eingezeichnete Linie kennzeichnet die Sommersonnenwende, die
nicht als Wegeverlauf oder Flurgrenze markiert ist. Die nach
Nordosten hin weggehende violette Linie zur Mondwende und die
nach Südwesten verlaufende gelbe 1.-Mai-Linie bilden mit der
Sommersonnenwendlinie eine weitere große Tangente. In
diesem Bereich handelt es sich um Gärten- bzw.
Wiesengrundstücke.
Die
Weiterführung der Beltainelinie (1.5.) nach Südwesten
verläuft zum Zwergberg, der Kultstättenmerkmale
aufweist. Eine Möglichkeit zur Interpretation aus
kalendertechnischer Sicht, wären dort liegende Grabstätten,
wie z.B. in Norddeutschland die Hünengräber (Steinfeld)
oder im Bereich der Eifel die Urnenfelder (Goloring). Oftmals
handelt es sich aber auch nur um einfache Schutt- und
Steinablagerungen von gesammelten Oberflächensteinen. Hier
sind weiterführende Untersuchungen erforderlich. Geht man
von den Straßenbezeichnungen Zum Steinberg und
Zum Zwergberg aus, so wäre in jedem Falle eine
weitere Analyse der Flurnamen erforderlich, die auf Kultstätten
oder keltische Bezüge hinweisen. Weiterhin wäre eine
Untersuchung auf früheren Bergbau aufschlußreich.
Ein kleiner in
Odesheim befindlicher kreisförmiger Flur- und Wegeverlauf im
Durchmesser von etwa 90 bis 100 Metern (gelbflächig
gekennzeichnet) erwies sich als neuzeitlicher Art und ist
scheinbar zufällig entstanden. Er liegt jedoch unweit des
vermuteten Mittelpunktes der Anlage.
Ein
angenommenes vorzeitliches Zentrum dürfte an der
Lüfthildiskapelle direkt neben einem ehemaligen etwa 20
Meter tiefen Dorfbrunnen gelegen haben. Links und rechts der
Lüfthildisstraße befinden sich ältere Häuser.
Das Anwesen von Haus 20 existiert erst seit den 30er Jahren. Das
dort nach hinten liegende Scheunen- und Gartengelände ist
relativ ebenerdig und scheint für frühere
Sonnenbeobachtungen ein idealer Standort gewesen zu sein. Wie am
Beispiel Weyer/Kirche und Pesch/Matronentempel seinerzeit
ermittelt wurde, sind solche Stätten auch geomantisch bzw.
radiästhetisch interessant einzuordnen (Unterirdische
Wasserader, Geologische Verwerfung, Leylinien). Darauf deuten in
Odesheim Dorfbrunnen und Kapellenstandort hin.
|
|
Abb. 2 -
Google-Earth-Karte Odesheimer Kalenderlinien und Kultstätten
|
|
|
|
|
- Die Schnitt- und
Berührungspunkte der Kalenderlinien in Odesheim zeugen von
einer Anlage durch Kalenderkundige. Möglicherweise standen
hier einst Pfosten, Markiersteine oder auch einfach nur Bäume.
Die Flurverläufe und Wegeausrichtungen rund um den Ortskern
scheinen sehr alt zu sein, die spätestens in der Frankenzeit
zu Kalenderzwecken genutzt wurden.
|
|
- Abb. 3 - Google-Earth-Karte
Stonehenge, Südostengland, uralte Linienabdrücke aus
der Vorzeit
Diese Abbildung zeigt nur einen Teilbereich des
Stonehenge-Systems, welches man in seiner ursprünglichen
einfachen Kreisanlage auf ein Alter von etwa 4 bis 5000 Jahre
schätzt. Die in Odesheim festgestellten Wege- und
Flurverläufe entsprechen denen von Stonehenge in ihren
Ausrichtungen, wovon in der Abb. nur ein Teil dargestellt ist.
|
- Abb. 4 - Prinzip-Skizze Lage
von Urnenfeldern und Hünengräbern, die an Straßen
liegen, die auf Kalenderlinien ausgerichtet sind. Die am Ende
liegenden Hünengräber (unten) oder Urnenfelder (oben)
bei Steinfeld/Dammer Berge. Mehrere Kalenderlinien liegen am Ende
der Tangenten, die hier fast wie in einem Idealfall eine große
dazwischenliegende Fläche umschließt, die
beispielsweise den Wohn- oder Jagdbezirk der
Jungsteinzeitmenschen darstellt. Die Südost-Tangente
(rechter unterer Zweig) findet sich in Odesheim in abgewandelter
Form.
-
- Die vom Zwergberg ausgehende
1.-Mai-Linie, die über eine gedachte Sonnenwendlinie zur
Mondwendelinie hin verläuft und insgesamt eine gebogene
Gesamtlinie bzw. Parabel darstellt, entspricht denen von
vorkeltischen Megalithanlagen, wie dies bei Steinfeld/Dammer
Berge und Ripsdorf/Alendorf festgestellt wurde. Sie führen
zu Hünen- oder Urnengräbern, im Odesheimer Falle wären
sie am Zwergberg zu suchen. Hierzu eine Vergleichskizze einer
anderen Untersuchung.
|

|
|
|
|
|
- Odesheim gehört zu den
vielleicht 5 Prozent Eifeldörfern, die über mehrere
Kalendermerkmale zugleich verfügen, sodaß man von
einem eigenen Kalendersystem sprechen kann. Gespräche mit
Bauern der Mutscheid ergaben, daß es noch kundige ältere
Landwirte gab bzw. gibt, die Sonnenuntergangs- oder
Sonnenaufgangsbetrachtungen durchführen. Sie haben
Kenntnisse über den jeweiligen Standort der Sonne zur
Sonnenwende und sonstigen Ereignissen, wie Eisheiligen und
Allerheiligen.
-
- Im Falle von Odesheim läßt
sich anhand einer Berechnungstabelle und
Google-Earth-Überfliegung feststellen, daß Odesheim
und der Michelsberg bei Mahlberg auf einer gemeinsamen Tangente
zur Wintersonnenwendlinie liegen. Eine tiefergehende Analyse und
Einbeziehungen von weiteren im näheren Umkreis gelegenen
Standorten wurde bei dieser Erstbetrachtung nicht durchgeführt.
Im weitesten Sinne lassen sich also Odesheim ebenso wie der
Michelsberg bei Bad Münstereifel-Mahlberg als
Hauptheiligtümer der Voreifel rund um den Odinskult
interpretieren. (Siehe unten Abb. 14: Modell eines Odesheimer
Kalendersystems).
|
|
|
- Abb. 5 - Mondsichelmadonna,
Lüfthildiskapelle Odesheim.
|
- Abb. 6 - Hl. Lüfthildis,
Odesheim Lüfthildiskapelle, fränkische Wegbereiterin
mit Spindel und Kapelle.
|

|

|
- Abb. 7 - Lüfthildiskapelle
- Teilansicht
|
- Abb. 9 - Wegekreuz - Ecke
Odinstraße / Auf der Oberst
|
 Abb.
8 - Lüfthildiskapelle - Straßenansicht Südost
 Abb.
12 - Zum Zwergberg - Vorzeitliche Kultstätte?-
 Abb.
13 - Zum Zwergberg - Hügelgräber oder Schutthalde?-
|
 Abb.
10 - Wegekreuz - Ecke Odinstraße / Zum Steinberg
 Abb.
11 - Wegekreuz - Ecke Odinstraße / Käsbüchel
|
|
|
- Konstruktion
eines Odesheimer Kalendersystems
|
|
|
|
|

|
- Abb. 14 - Odesheimer
Kalendersystem mit Hauptkalenderlinie Michelsberg - Odesheim auf
der Tangente zur Wintersonnenwende (Entfernung 4,66 km).
-
- So könnte ein
Kalendersystem um Odesheim also aussehen: Rund um Odesheim lassen
sich geeignete Höhen in Position eines Kalendersystems mit
einbeziehen. Eingezeichnet sind die Verläufe folgender
Linien:
-
- weiß -
Wintersonnenwende (22.12.)
blau - Martinstag (11.11.) hellblau
- Allerheiligen (1.11.) = Samhain rot - Sommersonnenwende
(22.6.) gelb - Sophienlinie (15.5.) grün -
1.-Mai-Linie (1.5.) = Beltaine violett - Mondwenden
|
|
|
|
|
- Die neuesten Erkenntnisse bei
Untersuchungen ergaben, daß ähnliche Linien denen der
Skalierungen und Einteilungsbereiche auf der Goldscheibe von
Moordorf und der Nebra-Scheibe entsprechen. Die meisten
Einkerbungen dieser Scheiben und auch die meisten bekannten
Kalenderanlagen enthalten neben den einfachen bäuerlichen
Markierungen noch komplexere Möglichkeiten zu astronomischen
Berechnungen. Sie haben teilweise Vollständigkeits- oder
Verzierungscharakter, können aber auch zu rituellem oder
kultischen Zwecken gedient haben.
-
- Eine Untersuchung weiter
gelegener Standorte wird an dieser Stelle nicht durchgeführt.
Betrachtungen zu einem möglichen Mutscheider Kalendersystem
finden sich bei Gesamtüberblick
über den Mutscheidkalender.
-
- Es sei noch einmal
ausdrücklich erwähnt, daß es sich bei diesen
Kalenderanlagen nach Ansicht des Verfassers um bäuerliche
Grundkalender zu obigen vorzeitlich-keltischen wichtigen
Kalenderdaten handelt, die vornehmlich Beginn
(Eisheiligen/Sohientag) und Ende des Frostes (Martinstag)
ermittelten. Wegen Klimaverschiebung wurden der 1. Mai (Beltaine)
auf den 15. Mai (Sophientag) und der 1. November (Samhain,
Halloween) auf den 11. Mai (Martinstag) verlegt. Zur
Jahreszeitfestlegung kamen Sommer- und Wintersonnenwende hinzu.
-
- Literatur
-
1) Hans Peter Schiffer, Kirchen
u. Kapellen im Stadtgebiet Bad Münstereifel,
Lüfthildiskapelle in Odesheim, Seite 223 - 226.
2) Schw.
Magd. Frank, Rheinbach Zum Lüfthildiskult,
Volkskunde-Zeitschrift 1951-1954. 3) P. Clemen,
Kunstdenkmäler 4. Bd., Abt. 2 (1898), S. 130. 4)
Karmantan.de, Vorzeitliche Stätten und rheinische
Heiligtümer, Vorzeitkalender.
|
|
|
|
|