Wirf deinen Schatten Sonne

Essay zur Zeitmessung an Karmelenberg und Goloring
Dr. Wolfgang Zäck, Mayen, 1992
















Sole oriente fugiunt tenebrae.
Wenn die Sonne sich erhebt, flieht die Dunkelheit

... Sonnenuhrspruch













Vom Anfang der Sonnenuhr






Bei den Nachforschungen zum Ursprung der Karmelenberger Sonnenuhr stieß ich auf einen gewissen Joannes Philippus Weckbecker. 1 Als Primissarius in Bassen (-heim), was soviel wie Frühmesner, Küster oder Sakristan bedeutet, war er unter anderem zuständig für die Zeitmessung vor Ort. Für das Jahr 1663 wurde er auch als Mitglied der Confraternitas in Capella beate Marie virginis vulgariter dicta frauwenkirche, also der Frauenkircher Liebfrauenbruderschaft geführt.

Philipp Weckbecker hatte in Köln Physik studiert; er hatte Kurse der Artistenfakultät besucht und von aristotelischer Philosophie und Geometrie gehört. Anschließend hatte er sich in die Dienste des Grafen Johann Lothar von Waldbott-Bassenheim beworben, und dieser hatte am 5. Februar 1657 den Archidiakon von Karden benachrichtigt, er habe aufgrund seines Colationsrechtes den Johannes Philippus Weckbecker in die Frühmesnerstelle eingewiesen, nachdem er sich von der Redlichkeit, den guten Eigenschaften und Fähigkeiten des gelehrten Kandidaten (eruditus) überzeugt habe






Zwischen 1662 und 1688 - das genaue Datum steht nicht fest - wurde dann die Kapelle auf dem Karmelenberg errichtet. Spätestens für den 26. September 1688 ist auch die Sonnenuhr anzusetzen, denn für diesen Tag hatte Weihbischof Johann Peter Verhorst, rechte Hand des Trierer Erzbischofs Johann Hugo von Orsbeck, seine Visitation angekündigt, um 21 Dieblicher Bürgern die Firmung zu spenden. Bei dieser Gelegenheit weihte er dann die „Capella publica in monte Carmelo“ ein und übergab sie der Öffentlichkeit. Seit ihrer Erbauung war sie zunächst „Capella domestica“, Familiengedächtnisstätte des Bassenheimer Herrschaftshauses, gewesen, welches sich auch weiterhin einige Privilegien, u.a. die vorgesehene Besetzung der Eremitage ausdrücklich vorbehielt.

In die Zeit des Kirchenbaus fällt auch die Namensänderung des Standortes; der ehemalige Hexenberg wird in Karmelenberg umbenannt.

Das Zeitalter der Sonnenuhr auf dem Karmelenberg läßt sich folglich etwa mit der Zeitdauer umfassen, in der die Eremitage aktiv belegt war.


Grundriß der Karmelenberg-Kapelle und Nordansicht (aus: K. Schäfer: Die Marienkapelle ... 1985; a.a.O.)












Quellenangaben:

  1. Hamann a.a.O. Seite 20 ff























Essay zur Zeitmessung an Karmelenberg und Goloring
Dr. Wolfgang Zäck, Mayen

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Weitere Veröffentlichung zum Thema:
Geographisch orientierte vorgeschichtliche Zeitrechnung im westlichen mittelrheinischen Becken - Der Goloring - Von Dr. W. Zäck, Mayen

Scanwork Oktober 2004












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