Das Vermessungsgitter bei den Kelten, Römern und anderen Kulturen
sowie die Bedeutung des Pentagon-Dodekaeders

Aus: Kultstätten, Was sie uns verraten, von Ferdinand Bongart Eschweiler.
Eine Einführung in die Kennzeichnung von Kultstätten.
Omega-Verlag, Düsseldorf 1998, 1. Auflage, ISBN 3-930243-09-1.



Das Pentagon-Dodekaeder

Wie haben die Römer ihr Vermessungsgitter hergestellt?

Bei einer Besichtigung des Gallo-Römischen Museums in Tongern (Belgien) sah der Verfasser dort einen Pentagon-Dodekaeder ausgestellt. Ein Pentagon-Dodekaeder ist ein Körper, der aus zwölf gleichseitigen Fünfecken besteht. Das neue und modern eingerichtete Museum hat dem Dodekaeder mehr als die Hälfte der unteren Etage gewidmet. Es stammt aus gallo-römischer Zeit, ist aus Bronze gegossen und wurde in Tongern in einem Grab gefunden. Jede der zwölf Flächen hat eine kreisrunde Öffnung, die auf jeder Seite einen anderen Durchmesser aufweist. An jeder Ecke des Körpers befinden sich kleine Bronzekügelchen mit einem Durchmesser von ca. 7 mm.

Zwischen Großbritannien Lind dem Balkan hat man 90 Dodekaeder aus gallo-römischer Zeit gefunden. Der Verfasser hat im Museum von St. Germain en Laye bei Paris weitere drei Dodekaeder besichtigt. Bisher konnten die Archäologen die Bedeutung und den Verwendungszweck der Dodekaeder nicht aufklären.

Der Archäologe R. Nouwen, ein Mitarbeiter des Museums von Tongern, hat seine umfangreichen Untersuchungen über die Dodekaeder in einem Buch mit dem Titel: „De Romeinse Pentagon-dodecaeder. Mythe en enigma" festgehalten. Leider ist das Buch nur in flämischer Sprache erschienen. In dem Buch sind z.B. fast alle gefundenen Dodekaeder aufgeführt - mit Angaben der Abmessungen, der Durchmesser der kreisrunden Öffnungen, des Fundortes und der Inventarnummer des Museum, die angibt, wo sich dort jeder einzelne Dodekaeder befindet. Wie aus dem Buch ersichtlich ist, hat jedes Dodekaeder andere Abmessungen.

Das Dodekaeder von Tongern hat folgende Abmessungen:

Gesamthöhe: 81 mm
Höhe ohne Kugeln an den Ecken: 66 mm
Gewicht: 172 g
Durchmesser der Öffnungen auf den gegenüberliegenden Seiten:
10,6-13,0 mm 13,8-14,0 mm 25,2-27,0 mm
23,0-26,3 mm 15,6-17,8 mm 20,3-20,5 mm

Das Museum mißt dem Dodekaeder so viel Bedeutung bei, daß es Nachbildungen in verschiedenen Größen, aus verschieden Materialien und daher in verschiedenen Preislagen zum Verkauf anbietet. Der Verfasser hat eine Nachbildung aus Bronze erworben, die dem Original am ehesten gleicht. Und wie er bereits im Museum feststellen konnte, hat die Nachbildung die gleichen Eigenschaften wie das dort ausgestellte Original.


Originalgetreue Nachbildung des Pentagon-Dodekaeders aus dem Museum von Tongern



Welche Eigenschaften besitzt das Pentagon-Dodekaeder?

  1. Das Pentagon-Dodekaeder erzeugt das römische Vermessungsgitter mit der Grifflänge +10,4k cm und allen zuvor erwähnten Eigenschaften.

  2. Dreht man das Pentagon-Dodekaeder um seine senkrechte Achse um 360°, so verändert sich die Maschenweite des Vermessungsgitters von 126 cm bis 240 cm.

  3. Bei den Winkeln von 27° und 37° Ost oder West ist der Abstand der Gitterlinien genau 1,48 m groß, das entspricht einem römischen Schritt, passus genannt. In seinem Buch: „Aachen zur Zeit der Römer" schreibt der Verfasser Axel Hausmann 1), daß das ehemalige römische Lager von Neuss unter einem Winkel von 27° Ost und das ehemalige römische Lager von Aachen unter einem Winkel von 37° West angelegt war. Als Begründung führt er an, daß die Ausrichtung der römischen Lager sich nach Dreiecken des Goldenen Schnitts richtete. Wegen der vorgenannten physikalisch notwendigen Abweichung aus der Nordrichtung von 27° bzw. 37° wurde weiter vorne erwähnt, daß der Cardo etwa Nord-Süd und der Decumanus etwa West-Ost ausgerichtet sind, ohne dort die Größe der Abweichung und den Grund dafür schon zu nennen.

  4. Am Dodekaeder kreuzen sich rechtwinklig zwei Achsen mit der Grifflänge +7,8k cm. Die Fließrichtung jeder Linie ist vom Körper weg gerichtet. Die Grifflänge +7,8k cm ist typisch für die Achsen von alten Straßen, gleichgültig ob römisch, keltisch oder vorkeltisch.

  5. Eine der beiden zuvor genannten Achsen hat zusätzlich die Grifflänge des Cardo Maximus, die andere Hauptachse des Dodekaeders hat zusätzlich die Grifflänge des Decumanus Maximus. Bei keltischen Siedlungen oder Lagern kann man bisweilen die beiden Achsen ebenfalls mit den genannten Grifflängen feststellen. Selbst bei einem Dolmen in Frankreich („Pierre Turqaise" bei St. Martin de Tertre im Departement Val d'Oise) fand der Verfasser die Grifflängen von Cardo und Decumanus. Beide Hauptachsen haben immer eine Fließrichtung, die vom Dodekaeder weg gerichtet ist.

  6. Die beiden zuvor genannten Achsen weisen zusätzlich die Grifflänge +45,0k cm auf. Das ist die Grifflänge „Inkubation" (Heilschlaf). Die Fließrichtung läuft ebenfalls vom Dodekaeder weg in die vier Richtungen. Parallel zu jeder der vier Inkubationslinien liegen jeweils 22 weitere Linien rechts und links von den beiden Hauptachsen mit den Grifflängen sämtlicher Körpermeridiane, von denen bekanntlich 20 Meridiane an den Fingern bzw. an den Zehen rechts und links der Nägel enden. Die Reihenfolge der Meridiane entspricht genau der am Körper; zuerst kommen die Meridiane der Hände, angefangen mit dem Daumen bis zum kleinen Finger, dann folgen die Meridiane der Füße von der großen Zehe bis zur kleinen Zehe, und ganz außen liegen die Meridiane für das Gouverneursgefäß und das Konzeptionsgefäß.

  7. Als kennzeichnende Grifflängen findet man auch noch +8,8k und +5,8k cm. Die letztere Grifflänge wird von Reinhard Schneider häufig erwähnt und als „Segen Gottes" bezeichnet. Man findet sie ebenfalls im Bereich des keltischen Vermessungsgitters.

  8. Um 45° gedreht zu den beiden Hauptachsen kreuzen zwei weitere Achsen des Dodekaeders mit der Grifflänge +8,6k cm. Mit diesen beiden Diagonalachsen kann man die Ecken eines Lagers genau festlegen oder heute genau muten.

  9. Am Dodekaeder, das aus Bronze hergestellt ist, lassen sich u.a. folgende negativ polarisierte Grifflängen feststellen: -3,8k / -4,8k / -5,8k /-7,8k und -8,8k cm.

  10. Alle am Dodekaeder festgestellten Grifflängen lassen sich ebenfalls in ehemals römischen Lagern oder in Städten auf den Gitterlinien muten.

Die radiästhetische Untersuchung des Pentagon-Dodekaeders aus Tongern läßt nur den Schluß zu, daß diese Körper im geplanten Kreuzungspunkt von Cardo und Decumanus eingegraben wurden, um ein Vermessungsgitter hervorzurufen, mit dessen Hilfe man das Lager oder die Stadt in die vorgesehenen Bezirke einteilen konnte, ohne umfangreiche Vermessungen durchführen zu müssen.

1) Axel Hausmann: Aachen zur Zeit der Römer. Der Goldene Schnitt. Meyer & Meyer Verlag, 1994 Aachen, ISBN 3-89124-271-9

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