Rechts- und volkskundliche Denkmäler aus dem Neuwieder Becken
Von Josef Röder

Projektstudie Keltendorf Wingarden
Vorzeitforschung, Heimaterkundung, Megalithzeit, Sagen, Legenden, Geschichten, Rheinische Mythologie












Maifestplatz bei Naunheim, Villa bei Kaimt















Die gleiche Herrichtung zeigte ein heute zerstörter Maifestpaltz bei Naunheim (Kr. Mayen), in dessen Mittelpunkt eine riesige Buche stand. Die Anlage trug den Namen „Reitbahn“, und in den letzten Jahren ihres Bestehens ließ man Fohlen innerhalb des durch Wall und Graben abgezäunten Bezirkes weiden.















Abb. 13













Ein solcher Festplatz (Abb. 13 u. 14) in ausgezeichneter Erhaltung liegt heute noch im Gebiet der Gemarkung Kaimt (Kreis Zell) 600 m südöstlich Höhe 281,2 (Mbl. Alf 3400), auf der Hochfläche einer Landzunge, „Barl“ genannt, die fast ringsum von der Mosel umflossen wird. Die Anlage besteht aus einem Kreisgraben von etwa 30 m Durchmesser, der nach Osten eine 17 m breite Unterbrechung als Eingang aufweist. Er umschließt eine ringförmigen Wall, der an der Außenseite flacher, innen stärker geböscht ist und sich bis 1,50 m über dem flachen Innenraum erhebt und einen Eingang von nur wenig über 1 m Breite besitzt. Die Steilheit des Walles ist auf der Innen- wie Außenseite noch so groß, daß er noch nicht die natürliche Standfestigkeit erreicht hat und nur durch das Wurzelwerk von Buchen, die rings und auf ihm angepflanzt sind, vor dem Zerfließen bewahrt wird. Vor dem Eingang liegt ein flacher Stein. Die Anlage trägt den Namen „Villa“.















Abb. 14













Herrn Lehrer Hoffmann-Kaimt verdanke ich einige wichtige Mitteilungen aus der Volksüberlieferung über unsere Stätte. An der Innenseite des Walls soll bei Errichtung unter Verwendung abgesteckter Rasenstücke eine Sitzgelegenheit geschaffen worden sein. Die Anlage wurde von einer Winzervereinigung, die sich „Landwirtschaftliches Kasino“ nannte, auf Vorschlag des Winzers und Gastwirtes Phil. Stülp etwa in den Jahren 1885/86 errichtet, um bei allzu heißem Wetter oder auch bei plötzlichen Regenfällen eine Weile rasten und Schutz finden zu können. Unter Anteilnahme des ganzen Dorfes wurde die „Villa“ festlich eingeweiht, andere Feiern haben jedoch dort nie stattgefunden. Nach dem Weltkrieg hat sich die Sitte eingebürgert, am ersten Sonntag im Mai einen Ausflug auf den sog. „Schwanz“ auf den Barl (das waldige Nordende des Berges) zu machen. Dort wurden die mitgebrachten Speisen und Getränke (Wein und Maibowle) verzehrt. Diese Sitte wurde von den Ortsvereinen, besonders vom Gesangverein, gepflegt, so daß das ganze Dorf, alt und jung, mit Musik hinaufzog und auf waldiger Bergeshöhe einen frohen Nachmittag bei Musik und Gesang verlebte.

Dank der Herrichtung in jüngster Zeit hat sich unsere Stätte einzig schön erhalten. Wenn auch nur einmal ein Fest in ihr stattfand, so zeigt sie eben doch eine alte Tradition. Sie wurde von einer Genossenschaft für die Allgemeinheit erbaut, und es bleibt nur die Frage, ob sie nicht doch ursprünglich für die Maifeiern gedacht war.













Hambucher Wald - S. 182













Zum Scanwork - Juli/August 2004 Wisoveg.de, Wingarden.de















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