Rechts- und volkskundliche Denkmäler aus dem Neuwieder Becken
Von Josef Röder

Projektstudie Keltendorf Wingarden
Vorzeitforschung, Heimaterkundung, Megalithzeit, Sagen, Legenden, Geschichten, Rheinische Mythologie












Hambucher Wald















Eine ganz ähnliche Anlage befindet sich im Hambucher Wald (Kr. Kochem) bei P. 398,4 (Mbl. Kaisersesch 3317). Sie besteht aus einem etwa kreisrunden schon stark verschleiften Graben von etwa 30 m Durchmesser und zeigt einen stark verschleiften Innenwall (Abb. 15). Die Anlage befindet sich heute in lichtem Buchenhochwald und ist selbst mit etwa 30-50 jährigen Buchen überwachsen. Ob sie ehemals in der Mitte selbst einen Baum aufwies, ist nicht mehr zu sagen. Wie der Festplatz in Naunheim, so trägt auch diese Anlage den Namen „Reitbahn“, bei Gelegenheit der Mai- und Pfingstfeste wurden früher oft Reiterspiele, vor allem Figurenreiten, veranstaltet, wofür ein runder Platz, gemeinhin nicht größer als die oben beschriebenen Festorte abgesteckt wurde. Vielleicht deutet der Name Reitbahn für die Stätten in Hambuch und Naunheim noch direkt darauf hin, daß innerhalb des Walles solche Reiterspiele stattfanden.















Abb. 15













Der Zusammenhang zwischen dem Goloring als vorgeschichtlichem Fest- und wahrscheinlich auch Gerichtsplatz mit den hier angeführten Denkmälern und auch dem Galgenring in Niederkrüchten scheint mir evident, wenn auch die volkskundlichen Denkmäler alle viel kleiner sind und einen Innenwall statt des Außenwalles des Golorings aufweisen. Der Pfahl im Innenraum des Golorings wird wohl bedeutungsmäßig in Parallele zu dem lebenden Baum im Innenraum unserer neuzeitlichen Denkmäler zu setzen sein, wenn andererseits er wohl auch mit blutigen Opferfesten im vorgeschichtlichen Toten- oder Götterkult in Verbindung stand.

Auch zur Frage der kreisförmigen Umhegungen muß ich mich hier auf das Allernötigste beschränken. Sie gehen letztlich auf die Idee vom magischen oder sakralen Kreis zurück, eine uralte Vorstellung, die sich über die ganze Erde verbreitet findet. Der Kreis, und dazu gehören auch alle in sich zuücklaufenden ovale oder rechteckigen Gebilde, teilt die Welt in eine sakrale und eine profane Sphäre. In den Kreis kann man Fluch und Unglück bannen, schädigende Dinge und Einflüsse sowie heilsame Kräfte beieinander halten. Besonders in den Denkmälern des Totenkultes, aber nicht nur hier, hat diese Vorstellung in verschiedensten Formen hergestellt werden: Umschreiten und Umreiten, Zeichnen mit Kreide und Kohle, Umziehen durch Schwert und Pflug, durch Spannen von Schnüren und Bändern sowie durch Ziehen von Gräben, Mauern, Hecken und Zäunen. 92 Mag der Gedanke selbst auch weltweit verbreitet sein, so gestatten die einzelnen Hegungsformen mit ihrem kleineren Verbreitungsbild eine kulturgeschichtliche Auswertung und Eingliederung. Speziell die hier besprochenen Hegungsformen durch kreisförmige Gräben und Wälle lassen sich im Rheinland 93 als Bestandteile des vorgeschichtlichen Grabbaues bis in die jüngere Steinzeit zurückverfolgen. Das Rheinland nimmt aber hierin nur an einem großen, nordwesteuropäischen vorgeschichtlichen Kultkreis teil, der außerdem Westfalen, Holland, England und sicherlich weite Teile Nordfrankreichs umfaßt, 94 wo diese Gräben als Bestandteil des Grabbaus wie der Heiligtümer (Hengedenkmäler Englands, 95 Goloring) bis in frühgeschichtliche Zeiten hinein immer wieder auftauchen und letztlich noch in unsere volkskundlichen Denkmäler ausstrahlen.























V. Rasten - S. 184













Zum Scanwork - Juli/August 2004 Wisoveg.de, Wingarden.de















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