Der Goloring

Ein eisenzeitliches Heiligtum vom Henge-Charakter im Koberner Wald (Landkreis Koblenz).
Von Josef Röder, Bonner Jahrbücher 1948, S 81 - 132












Der Befund




















Gesamtplan des Goloringes mit Einzeichnung der Ausgrabungsschnitte, Maßstab 1: 1500.













Allgemeine Beschreibung (vgl. Gesamtplan Taf. 13) : Der Goloring besteht aus einem kreisrunden Graben von etwa 175 m Durchmesser, dem ein daraus aufgeworfener Außenwall von 190 m Durchmesser vorliegt. Im Innenraum erhebt sich eine schon ohne Ausgrabung als künstlich aufgeschüttet erkennbare, annähernd kreisrunde Erdplattform von etwa 1-1,50 m Höhe über der normalen Oberfläche. Der ideale Mittelpunkt von Wall und Graben und derjenige der Erdplattform liegen zwar um etwa 10 m auseinander, doch darf man bei der nicht völlig geometrischen Rundung beider auf eine solche Feststellung wohl überhaupt kein Gewicht legen und wird beide als durchaus konzentrisch zueinander liegend ansehen müssen. Der Plan sowie die drei Gesamtprofile (Tal. 19, 1) durch die ganze Anlage erübrigen eine eingehende Beschreibung, wobei allerdings zu beachten bleibt, daß alle Vertikalmaße in starker Überhöhung gezeichnet sind, also die Höhenunterschiede 'beträchtlich übertreiben. Die Erdplattform ist im Norden fast tischeben, neigt sich in ihrer südlichen Hälfte leicht nach Süden. Wall und Graben sind noch überall. gut erhalten und deutlich sichtbar (vgl. Taf. 15,1). In einem Sektor zwischen Ost und Nordosten sind beide wohl erst in neuerer Zeit infolge größerer Rodungen älterer Waldbestände und Neuanpflanzungen von Fichten stark verschliffen; aber gleichfalls noch deutlich ausgeprägt. Nähere Angaben über Breite und Höhe bzw. Tiefe des Walles und Grabens siehe unten. Wall und Graben besitzen drei Unterbrechungen: zwei schmale Durchgänge im Norden und Süden und eine breite, 40 m lange Unterbrechung von Wall und Graben im Westen. Der Nordeingang ist jüngeren Datums. Der Nordteil des Walles hat an drei Stellen als Kiesgrube gedient, doch ist der Wallfuß noch überall erhalten, so daß kein Zweifel daran bestehen kann, daß der Wall im Norden überall geschlossen durchlief., und das gleiche gilt für den Graben. An der Stelle, an der heute der Weg Wall und Graben schneidet, wurde der Graben nachträglich gerade in Wegbreite wieder mit Kies, den man vermutlich aus dem Wall nahm, zugeschüttet. Ein Probeschnitt zeigte, daß hier ehemals keine Grabenbrücke stehengeblieben war. An der Stelle des breiten Westeingangs setzten Wall und Graben völlig aus. Der nördliche Wallkopf ist besonders mächtig und gut ausgebildet, während der südliche fast unmerklich beginnt. Tangential von Südosten auf diesen Eingang zu ist eine schräge Abgrabung am Hang erkennbar, die sicherlich künstlich ist und sich auf eine Strecke von 95 m gut bemerkbar macht, sich dann aber verliert.















Goloring, Drei Reliefprofile, Maßstab 1 : 1500













Am Fuße dieser Abgrabung macht sich ein etwa 4-5 m breiter terrassenförmiger Absatz bemerkbar, der möglicherweise einen alten Weg andeutet, sich aber auch nur über die angedeutete Strecke verfolgen läßt und dann im Walde verschwindet. Der Südeingang besteht aus einer Grabenbrücke von etwa 1.80 m Kronenbreite, vor der der Wall einen Durchlaß von etwa 2,50 m zwischen dem Fuß der beiden Wallköpfe besitzt. Die Annahme eines alten Eingangs schien von vornherein geraten. Im Südosten steht bei längeren Regenperioden Wasser im Graben.

Der Goloring nimmt die ganze Breite eines sanften Höhenrückens ein, der im Norden nahezu eben in den Höhenzug des Bassenheimer Waldes überleitet, aber auch im Osten, Südosten und Süden nur allmählich abfällt (auf 10 m 1 m), und auch da beginnt ein stärkerer Abfall erst weit außerhalb des Goloringes. Lediglich im Südwesten ist der Abfall des Geländes mit etwa 2 m auf 10 m etwas steiler. Für eine Verteidigungsanlage ist das Gelände in keiner Weise geeignet, und auch der Abfall im Südwesten ist dafür noch zu flach. Da das Plateau in etwa die Gestalt eines mit der Spitze nach Süden gerichteten stumpfen Dreiecks hat, war die Anlage eines kreisrunden Grabens von so bedeutenden Ausmaßen nicht recht dafür passend, und so konnte man für die ganze Anlage nicht eine Höhenlage beibehalten, sondern mußte sie im Südwesten etwas den. Hang hinabführen. Die kreisrunde Form gehörte also so wesentlich zu dem Denkmal, daß man selbst ungünstige Geländeverhältnisse in Kauf nahm, um diese Gestalt zu erreichen. Hätte man den Wall an dieser Seite etwa in Höhe der 319-m-Isohypse geführt, so hätte man die ganze Anlage von jedem Punkte übersehen können, außerdem wäre dann der Wall am Rande des Plateaus direkt vor den Hang zu liegen gekommen. Es müssen also schon schwerwiegende Gründe gewesen sein, daß die Errichter der Anlage in dieser an sich für eine Verteidigung so ungünstigen Lage s:ich dieser beiden schwerwiegenden Vorteile begaben.

Wenden wir uns dem Aufbau des Goloringes in Einzelheiten zu, so müssen wir feststellen, daß hier geradezu alles getan wurde, um den etwaigen Verteidigungswert der Anlage zu schwächen. Als Wichtigstes wäre hier aus einer ganzen Reihe von Argumenten der Außenwall anzuführen. Dieser verlängert gegenüber einem Innenwall die zu verteidigende Strecke um ein beträchtliches. Außerdem wäre, da das Material für den Wall ersichtlich aus dem Grabenaushub gewonnen ist, mit dem gleichen Material ein recht viel höherer Innenwall zu erzielen gewesen, der den Vorzug der inneren Linie geboten hätte. Da der Innenraum des Goloringes hinter dem Graben im Norden, Osten und Südosten flach ist und nur im Südwesten ansteigt, so würde ein Angreifer, dem es gelang, den Wall zu ersteigen, einen höheren Stand gegenüber Menschen, die im Innenraum sich befanden, erlangt haben; er konnte den Innenraum also einsehen und Wurfgeschossen, Lanzen, Speeren oder auch Pfeilen eben durch den höheren Stand eine größere Wurfweite verleihen. Bei wirklichen Verteidigungsanlagen suchte man umgekehrt gerade durch die Anlage eines Grabens vor dem Wall diese Vorteile gegenüber einem Angreifer an sich zu bringen. Außerdem ist dem Wall bei seiner geringen Höhe - selbst. eine größere Verschleifung eingerechnet - kaum ein Verteidigungswert zuzuerkennen. Man könnte natürlich daran denken, daß er ursprünglich oben eine Brustwehr getragen habe oder mauerartig aufgeführt gewesen sei, was bei dem hier vorhandenen Bodenmaterial, Kies, Lehm, Sand, nur mit Hilfe einer kräftigen Einschalung erfolgen konnte. Die Frage konnte nur durch eine Ausgrabung gelöst werden. Diese (vgl. S. 85 ff.) ergab, daß der Wall heute noch, von einer an sich geringfügigen Verschleifung abgerechnet, so daliegt, wie er aufgeschüttet wurde, und auch nie eine Brustwehr getragen hat. Der Außenwall betonte den nichtfortifikatorischen Charakter der Anlage in besonders sinnfälliger Weise. Die gleiche Sprache spricht auch die 40 m lange Unterbrechung an der Westseite, die im Ernstfalle ja nicht zu verteidigen gewesen wäre. Bei einer Wehranlage bedingt die Anpassung an die natürlichen Gegebenheiten und ihre Ausnutzung auch die Gestalt der endgültigen Anlage selbst, hier aber waren die kreisrunde Form und der konzentrische Aufbau von Graben und Erdplattform in der Mitte die Hauptsache.

Auch die Erdplattform hat keinerlei fortifikatorischen Charakter. Ihre ungeheuer mühevolle Herrichtung, ersichtlich nur zu dem Zweck, eine ebene Fläche herzustellen, wäre für Wohnzwecke reichlich umständlich und zeitraubend gewesen.

Auf Grund dieser Überlegungen, die schon vor der Ausgrabung rein aus der genauen Betrachtung der Anlage auftauchten und ein interessantes Problem erahnen ließen, ergaben sich auch die Aufgaben und Fragestellungen, denen die Ausgrabung nachzugehen hatte. In den Wallschnitten mußte geklärt werden, ob nicht doch irgendeine Befestigung den fortifikatorischen Wert der Wälle beweisen würde. Auch konnte ja am inneren Rande des Grabens noch irgendwelche Befestigungen erwartet werden. Der Aufbau der Erdplattform mußte geklärt und der ganze Innenraum auf Wohnspuren hin untersucht werden. Schließlich mußten die Eingänge mit in die Untersuchung einbezogen werden.













Zu: Schnitt I - S. 85















Zurück zu: Der Goloring - Ein eisenzeitliches Heiligtum vom Henge-Charakter im Koberner Wald (Landkreis Koblenz). Von Josef Röder, Bonner Jahrbücher 1948, S 81 - 132
Scanwork - Juni/Juli 2004 Wisoveg.de, Wingarden.de












© Copyright