Rechts- und volkskundliche Denkmäler aus dem Neuwieder Becken
Von Josef Röder

Projektstudie Keltendorf Wingarden
Vorzeitforschung, Heimaterkundung, Megalithzeit, Sagen, Legenden, Geschichten, Rheinische Mythologie












Pfahlsitte, Festplätze, Gerichtsorte















Zur Pfahlsitte habe ich erst kürzlich ausführlich Stellung genommen. 88 Pfähle bei Gräbern treten uns im Rheinland von der jüngeren Steinzeit bis in die fränkische Zeit hinein entgegen. Daß diese Pfähle einen Ersatz für die in Westeuropa massenhaft vorhandenen Menhire darstellen, kann bei den sonstigen Verbindungsfäden, die der vorgeschichtliche Grabbau in der Rheinprovinz zu dem Megalithenwesen des Westens zeigt, keinem Zweifel unterliegen. Der Pfahl und Menhir als Monument gehen aus dem Opferpfahl hervor, in der die Kraft der geopferten Tiere einzieht, und hier findet sich die Seele des Toten, der Totengeist, wieder ein, um sich des aufgespeicherten Reichtums zu erfreuen. So wird der Pfahl oder der Menhir zum Ahnenbild oder auch zum Göttersymbol, wenn das menschliche Schicksal mit dem eines Gottes in Verbindung gebracht wird.

Es liegen bereits Hinweise für weitere solche vorgeschichtlichen Heiligtümer in der Rheinprovinz vor. Hier interessieren uns nur die volkskundlichen Denkmäler. In vielen Gegenden der Rheinprovinz sowie in Luxemburg 89 scheint man besondere Festplätze außerhalb der Dörfer gekannt zu haben. Sie bestanden aus einem Baum als Mittelpunkt, der von Wall und Graben umgeben war in der Art, daß ein größerer umfriedigter Platz um den Baum zum Abhalten der Festlichkeiten und zur Ausführung der Tänze freiblieb. 90 In unserem engeren Gebiet kenne ich allerdings kein erhaltenes Denkmal dieser Art mehr. Doch gab es sie nach zuverlässigen Aussagen vor 40 bis 50 Jahren noch. So steht bei der Frauenkirche bei Thür (Kr. Mayen) ein riesiger alter Kastanienbaum, der zu der angegebenen Zeit in etwa 6 m Abstand allseitig mit einem kreisrunden Wall und davorliegendem Graben umgeben war, die heute eingeebnet sind.

Möglicherweise ist diese Stätte auch ein Gerichtsort gewesen. So fanden bei der Frauenkirche im „Pellenzhaus“ Gerichtsversammlungen der Heimburgen (im 18. Jahrh. Bürgermeister) der Niedermendiger Pellenz statt, besonders wurden dort durch den „Waltpotten“ die Gerichtsbriefe versiegelt. Doch scheinen an der Frauenkirche schon im 13. Jahrhundert Gerichtsbriefe ausgefertigt worden zu sein. 91 Heute noch ist die Stätte ein beliebter Wallfahrts-, Ausflugs- und Festort der ganzen Pellenzdörfer, und zur Kirchweih wurden dort die alten Reigentänte um den Baum aufgeführt.













Maifestplatz bei Naunheim, Villa bei Kaimt - S. 181













Zum Scanwork - Juli/August 2004 Wisoveg.de, Wingarden.de















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